Veröffentlichung der Naturbeobachtungen

Seit 2014 haben wir verschiedenste Naturbeobachtungen gemacht. Zwischenzeitlich sind Quantität und Qualität unserer Beobachtungen so gewachsen, dass wir sie auf einer übergeordneten Plattform veröffentlichen wollen: der Nutzen der eigenen Beobachtungen steigt, wenn mehr Personen und Projekte darauf zugreifen können. Eine Veröffentlichung wird dadurch besonders wertvoll, dass sie mehrfach zitiert wird bzw. überhaupt wahrgenommen wird. Wir haben deshalb die verschiedenen Plattformen untersucht, die Naturbeobachtungen veröffentlichen.

Kriterien für unsere Veröffentlichungs-Plattform

Kriterien für unsere Wunsch-Veröffentlichungs-Plattform sind:

  • Qualität der Beobachtungsdaten
    • Taxonomie
      • Nutzung einer Standard-Taxonomie: Darwin-Core
    • Standort
      • Orts-Koordinaten: WGS-84 (GPS-Standard-Koordinatensystem)
      • Tiefe bzw. Höhe
      • Möglichkeit, die Standort-Daten zu ‚verschleiern‘, um geschützte, standort-feste Spezies zu schützen
    • Zeit
      • Zeitstempel mit Zeitzone, Jahr, Monat, Tag, Stunden, Minuten
    • Metadaten
      • Beobachter
      • Projekt
      • Sponsor
    • Medien (Foto, Video, Audio)
    • Foto
      • Qualität (Größe) der Fotos
        • Maximale Größe in Bytes bzw. maximale Auflösung
      • Anzahl der Bilder
    • Video
      • Qualität (Größe) der Video-Clips
        • Maximale Größe in Bytes bzw. Dauer in Sekunden bzw. maximale Auflösung: notwendig ist 2K (FHD), gewünscht ist 4K, zukunftssicher wäre 8K
  • Qualitätssicherung
    • Registrierung der Beobachter bei der Anmeldung, Möglichkeit der Registrierung über ORCID
    • Community-Prozess zur Validierung der Beobachtungen
    • Anteil der Beobachtungen mit Forschungsqualität
    • Anteil der Beobachtungen mit Bildmaterial
  • Quantität
    • Anzahl der Beobachter
    • Anzahl der Qualitätssicherer
    • Anzahl der Beobachtungen
  • Stabilität
    • finanziell
    • organisatorisch
    • Träger
  • Reichweite
    • Bürger
    • Forscher
    • Institutionen
  • Abdeckung
    • geographisch
      • Reviere der Solarboot-Projekte: Europäische Küsten & Binnengewässer, insbesondere Ionische Inseln, Kanarische Inseln, Deutschland, Ostsee, Nordsee
    • Spezies
      • Cetacean, Caretta caretta, Monachus monachus, niedere Tiere, Posidonia, …
  • Zugang für Bürgerwissenschaftler (Citizen Science)
    • Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitfahrenden sollen unter ihrem Namen beitragen können und ihr Forschungs- und Beobachtungsbeitrag soll dokumentiert und gewürdigt werden
  • Urheberrecht (Lizenzierung)
    • Unsere Fotografen sollen für ihre Urheberschaft gewürdigt werden und die Rechte an ihren Bildern und Videos behalten
    • Unsere Firma Falk Viczian Solarboot-Projekte gemeinnützige GmbH soll als Träger der Expeditionen genannt werden
  • Recherchemöglichkeiten über ein Web-Tool
    • Filter nach möglichst allen relevanten Kriterien
  • Recherche über ein API
    • Web-Abfrage über JSON

GBIF.org – die Global Biodiversity Information Facility

GBIF.org (abgerufen am 22.03.2021)

GBIF.org wurde 2001 durch ein Memorandum of Understanding der beteiligten Regierungen gegründet (Global Biodiversity Information Facility (2010) GBIF Memorandum of Understanding. https://doi.org/10.15468/doc.ajz7-qt28). GBIF steht für Global Biodiversity Information Facility, also ‚Einrichtung für Informationen zur Globalen Biodiversität‘.

GBIF—the Global Biodiversity Information Facility—is an international network and data infrastructure funded by the world’s governments and aimed at providing anyone, anywhere, open access to data about all types of life on Earth.

https://www.gbif.org/what-is-gbif (abgerufen am 22.03.2021)

GBIF.org stellt eine Infrastruktur, die verschiedene Beobachtungen in einer einheitlichen, offen zugänglichen Form bereitstellt. Die Bandbreite der Beobachtungen ist dabei sehr groß und reicht von Spezies, die im 18. oder 19. Jahrhundert gesammelt wurden und seitdem in Museen aufbewahrt werden bis hin zu geokoordinaten-referenzierten Bildern, die mit Smartphones von Bürgerwissenschaftlern in den letzten Wochen aufgenommen wurden.

Darwin-Core-Archive und Datensätze

Die Beobachtungen werden in Standard-Datenformaten bereitgestellt. Das wichtigste ist der Darwin Core. Beobachtungen werden in Form von Archiven gespeichert und bereitgestellt. Ein Archiv enthält einen Kerndatensatz (Core) einer dieser Klassen:

  • Taxon Core: Auflistung einer Menge von Spezies, die typischerweise aus der gleichen Region stammen oder gemeinsame Charakteristiken aufweisen (‚taxon‘)
  • Occurence Core: Liste von Beobachtungen (‚occurance‘) bestimmter Spezies mit Zeit und Ort der Beobachtungen
  • Event Core: eine Auflistung von Feldstudien (‚event‘), die Angaben enthalten über die verwendeten Beobachtungstechniken sowie Umfang und Ort der Studie

Die Daten werden in Datasets (Datensätze) organisiert. Dabei variiert die Größe der Datensätze extrem: sie reicht von einzelnen Beobachtungen bis hin zu hunderten Millionen von Beobachtungen.

iNaturalist.org verwaltet hunderte Millionen Beobachtungen und integriert diese in einen Datensatz

Datasets werden von einem Herausgeber (‚Publisher‘) veröffentlicht. Der Herausgeber ist nicht zwingend der Urheberrecht-Eigentümer, kann es jedoch auch sein.

Herausgeber (Publisher) der Datensätze (Datasets) auf GBIF.org
Land oder Region des Herausgebers (Publishing country or area)

Wichtig ist auch die Lizenzierung der Datensätze, die generell dem Urheberrecht unterliegen. Die verschiedenen verwendeten Lizenzformen sind die Creative Commons Standardtypen: CC0 1.0, CC BY 4.0 und CC BY-NC 4.0.

Lizenzierung der Datensätze nach Creative Commons Standard

Die folgende Tabelle listet die verwendeten Lizenzierungsformen der Datensätze.

CC0: Common Creative Zero bzw. Public Domain.
Der Urheber verzichtet auf alle Rechte an seinem Werk.
Ein Verweis auf den Urheber ist unzulässig.
CC BY:
Der Urheber muss genannt werden.
Das Werk darf beliebig genutzt werden.
CC BY-NC:
Der Urheber muss genannt werden.
Das Werk darf ausschließlich nicht-kommerziell verwendet werden.

Quantität und Qualität der Beobachtungen sind letztlich die entscheidenden Kriterien. Ohne ausreichende Anzahl der Beobachtungen ’stirbt‘ ein Projekt. Ohne Qualität der Beobachtungen sind diese für wissenschaftliche Arbeiten nicht einsetzbar.

Normalerweise wird eine wissenschaftliche Einrichtung sicherstellen, dass ihr Ruf nicht geschädigt wird durch Arbeiten und Veröffentlichungen geringer oder fragwürdiger Qualität. Die Biodiversitätsforschung ist jedoch auf die Unterstützung von Bürgerwissenschaftlern angewiesen: nur die Bürgerwissenschaftler sind in der Lage, eine ausreichende Dichte an Standorten und Beobachtungszeiten sicherzustellen. Der Prozess der Qualitätssicherung gewinnt deshalb bei der Nutzung und Bereitstellung von Forschungsdaten aus nicht ‚professionellen‘ Forschungsaktivitäten besondere Bedeutung.

Die Qualität – wir streben generell ‚Forschungsqualität‘ an – wird u.a. dadurch sichergestellt, dass andere Nutzer der Plattform die wichtigsten Daten einer Beobachtung bestätigen: dadurch wird ein Teil der sehr wichtigen Qualitätssicherung durchgeführt. Erst danach werden die Daten z.B. von iNaturalist.org oder Observation.org konsolidiert für GBIF.org bereitgestellt.

Wenn wir also Beobachtungen einstellen sind wir darauf angewiesen, dass weitere Nutzer der Plattform, unsere Beobachtungen bestätigen. Erst dann ist eine Weiterleitung im Qualitätssicherungsprozess möglich.

Eine Registrierung als Herausgeber (Publisher) direkt auf GBIF.org ist für uns nicht möglich. Eine Registrierung als Nutzer von GBIF.org ist jedoch möglich.

GBIF.org empfiehlt Bürgerwissenschaftlern (Citizen Scientists) Beobachtungen über eine der etablierten nationalen oder globalen Plattformen zu erfassen. Genannt sind eBird und iNaturalist.

Die wichtigsten bzw. produktivsten Herausgeber auf GBIF.org, die auch Bürgerwissenschaft-Beobachtungen beitragen sind:

Observation.org hat seinen Schwerpunkt im Bereich Vogelbeobachtung in den Niederlanden.

Aus dem deutschen Sprachraum sind zu nennen:

Naturgucker.de wird betrieben von der gemeinnützigen eingetragenen naturgucker.de Genossenschaft. Strategischer Partner ist NABU, der Naturschutzbund Deutschland e.V. Kooperationen gibt es auch mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND).

Dem Thema der Qualitätssicherung der über Citizen Science Projekte gesammelten Beobachtungen widmet sich naturgucker.de ausführlich. Die Veröffentlichungen zum Thema Datenqualität gibt es in ResearchGate.net.

Schwerpunkt von naturgucker.de ist – sinnvollerweise! – die Beobachtung der Spezies im nahen Umfeld, also Mitteleuropa.

Fazit

Anhand zweier Arten (Mönchsrobbe und Gewöhnlicher Octopus) haben wir die Datenlage auf GBIF.org überprüft. Dabei ist iNaturalist.org ganz klarer Favorit. Die weiteren Möglichkeiten der Dokumentation und der Arbeit mit der Community sowie der sehr professionelle Web-Auftritt haben uns zu einer positiven Entscheidung geführt: wir haben uns auf iNaturalist.org registriert.

Wir haben uns entschieden, unsere Beobachtungen bei iNaturalist.org zu dokumentieren. Wir werden darauf achten, dass unsere Beobachtungen Forschungsqualität erhalten, auf GBIF.org geladen werden und dann dort für Forschungszwecke und Reporting verfügbar sind.