Überführung der Greenline 33 SOLAR WAVE
Solar-unterstütztes Diesel-elektrisches Hybridboot ‚Greenline 33‘
Die Greenline 33 ist ein Solar-unterstütztes Diesel-elektrisches Hybridboot, das von der slowenischen Werft Seaway entwickelt und 2010 gebaut wurde. Sie ist als Sportboot für den küstenfernen Bereich (offshore, CE B) ausgelegt. Ausgestattet ist die Greenline 33 – je nach Ausstattung – mit einem Hybrid-Antrieb: ein VW-Dieselmotor mit 121 kW (165 PS) und ein Elektroantrieb mit 7 kW sind hydraulisch auf einer Welle gekoppelt. Im Diesel-Fahrbetrieb arbeitet der Elektromotor als Elektrogenerator mit max. 5 kW.
Das Boot ist mit Batterien für 12 V (Diesel-Motor-Start und Service) und 48 V (11,5 kWh) ausgestattet. Die 48 Volt Batterie versorgt den Elektro-Motor und den Inverter für 230 V. Zum Vergleich: das autarke Solarboot SolarWave hat eine Batterie mit 21 kWh. Bitte beachten: beide Boote heißen fast identisch: die Greenline 33 SOLAR WAVE und die SolarWave 46 SolarWave.
Die Batterien können über die eingebauten Solar-Paneele (Peak-Leistung 1,4 kW, zum Vergleich: SolarWave 8 kW), den als Generator betriebenen Dieselmotor und einen Landstromanschluss geladen werden. Die Greenline 33 ist im Dieselbetrieb optimiert für Küstengewässer, Offshore-Fahrten und schnell fließende Gewässer (max. 14 kn, ökonomische Marschfahrt mit 6-7 kn). Im Elektrofahrbetrieb fährt sie fast geräuschlos und abgasfrei in Binnengewässern ohne Strömung oder bei sehr langsamer Strömung bei Marschfahrt (6-8 km/h) bis zu 20 Kilometer.
Die Solarzellen laden kontinuierlich die Batterien. Zusätzlich zu den Solarzellen werden für die Energieversorgung ein Generator (max. 5 kW bei Fahrbetrieb mit Dieselmotor) und bei Winterkälte eine Diesel-/Öl-Zentralheizung (~ 6 kW) an Bord eingesetzt. Der Generator läuft bei allen Fahrten mit dem Dieselmotor und liefert bei der ökonomischen Marschfahrt (~ 3 l Diesel / Stunde) ca. 1-2 kW elektrische Leistung. Damit sind die Batterien nach einer Fahrt von mehreren Stunden geladen, auch wenn die Sonne mal nicht scheint.
Mit der Diesel-Zentralheizung und dem Diesel-Motor ist eine ganzjährige Nutzung auch bei Schlechtwetter, Schnee und Eis komfortabel.
Überführung von Chichester nach Werder a.d. Havel
Wir haben die Greenline 33 SOLAR WAVE im Frühjahr 2018 bei Temperaturen zwischen -5° C und 10° C von Chichester in Südengland nach Werder an der Havel überführt und sind 1.620 km bzw. 890 sm in 13 Tagen gefahren. Die durchschnittliche Geschwindigkeit war 12,5 km/h bzw. 7 kn. 590 l Diesel wurden für den Motor, 60 l für die Heizung verbraucht. Die Reichweite ist also 1,5 Seemeilen (bzw. 2,7 km) / l Diesel bzw. als spezifischer Spritverbrauch: 2/3 l pro sm bzw. 1/3 l pro km. Eine Reduktion der Geschwindigkeit um 30% hätte die Reichweite verdoppelt bzw. den spezifischen Verbrauch halbiert. Allerdings wären dann die gefahrenen Tagesetappen nicht möglich gewesen und die Überführung hätte eine Woche länger benötigt.
Revier: Binnen- und Küstenfahrt in Europa
Das Konzept der Greenline 33 ist so ausgelegt, dass die Batterien des Bootes immer wieder an Landstrom oder über den eingebauten (Solar-)Generator geladen werden. Möglich sind tägliche Fahrzeiten und autarke Liegezeiten vor Anker (100% Solar-Betrieb ist im Sommer möglich) oder in einer Marina (mit Landstrom-Anschluss). Geankert wird mit Anker und Kette: beim Ankern stehen alle Annehmlichkeiten der Elektrogeräte zur Verfügung: Induktionsherd, Ofen mit Heißluft und Mikrowelle, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Heißwasser über Boiler. Die einzige Einschränkung im Vergleich zum Betrieb mit Landstrom: der Inverter liefert maximal 3 kW.
Konzept: Solar-unterstütztes Diesel-elektrisches Boot
Warum Hybrid? Für den ganzjährigen Betrieb in Deutschland und im nördlichen Europa ist eine Heizung zwingend notwendig, da das Autarkie-Konzept von Wohngebäuden nicht auf Boote übertragen werden kann. Bei einem Haus wird die Himmelsausrichtung beim Bau festgelegt und deshalb kann das Haus energetisch optimiert werden. Außerdem ist die thermische Isolation bei einem Haus an Land weniger aufwändig als bei einem Boot, das im Wasser schwimmt. Bei einem Boot kann die Himmelsausrichtung bei Fahrt, Festmachen und Ankern nicht für die maximale Nutzung der Sonnenenergie optimiert werden. Aus dem gleichen Grund ist der konstruktive und betriebliche Aufwand für die optimierte Ausrichtung der Solarzellen ebenfalls deutlich höher als bei einem Haus. Dazu kommt, dass die Energie für das Fahren zusätzlich zur Energie für Heizung und Haushalt erzeugt werden muss – Passivhaus-Standard allein reicht also nicht, es müsste schon ein Aktivhaus-Standard erreicht werden, das ganzjährig einen Energieüberschuss liefert können müsste.