Prognosen für globale Energiewirtschaft 2040

BP hat am 20.02.2018 ihre neue Studie zur Entwicklung der weltweiten Energieversorgung bis zum Jahr 20140 veröffentlicht (Pressemitteilung). Die Studie „BP Energy Outlook – 2018 edition“ ist eine der umfangreichsten ihrer Art und sehr lesenswert.

BP betont dabei, dass die Studie keine exakte Vorhersage machen kann, sondern verschiedene plausible Szenarien präsentiert, von denen wohl keines in der beschriebenen Art und Weise zu 100% eintreffen wird.

Obwohl die Studie sehr detaillierte Annahmen macht und diese auch ausführlich begründet ist die Bandbreite der möglichen Entwicklungen über die nächsten 25 Jahre sehr groß. Es wurde das Szenario „Evolving Transistion (ET)“ als Basis-Szenario für den Bericht ausgewählt. Im Vorwort wird darauf hingewiesen, dass dieses Szenario nicht unbedingt das wahrscheinlichste sei. Es sind einfach extrem viele Unsicherheiten vorhanden.

Die Studie präsentiert auch einen Vergleich mit anderen Studien (ab Seite 109, speziell Seite 114-117). Dabei wird deutlich, wie groß die Bandbreite der von verschiedenen Institutionen veröffentlichten Prognosen ist:

BP Energy Outlook 2018 – Vergleich mit anderen Studien, Booklet Seite 114, © BP p.l.c. 2018

Die verschiedenen Quellen sind:

  • BP ET scenario: BP Energy Outlook – 2018 edition
  • CNPC: CNPC Economics & Technology Research Institute, Energy Outlook 2050, 2017
  • EIA: US Energy Information Administration, International Energy Outlook 2017, Washington, D.C., United States, September 2017
  • IEA: International Energy Agency, World Energy Outlook 2017 , Paris, France, November 2017
  • IEEJ: Institute of Energy Economics Japan, Outlook 2018 – Prospects and challenges until 2050, Tokyo, Japan, October 2017
  • IHS: IHS Markit, Rivalry: the IHS Markit view, July 2017
  • OPEC: Organization of the Petroleum Exporting Countries, World Oil Outlook 2040, October 2017
  • Statoil: Energy Perspectives 2017, May 2017
  • XOM: ExxonMobil, 2018 Outlook for Energy: A View to 2040, February 2018

Es gibt zu verschiedenen Aspekten Konsens bei allen aufgeführten Veröffentlichungen:

  • Der globale Energieverbrauch nimmt in den nächsten 25 Jahren signifikant (~ 1,1% jährlich) zu. Treiber dafür ist der wachsende Wohlstand in den Schwellenländern (Indien, China) und das anhaltende Bevölkerungswachstum
  • Der Zuwachs wird wesentlich (ca. 2/3) durch Gas und Erneuerbare Energien (primär Sonne und Wind) gedeckt

Die Darstellung der durchschnittlichen jährlichen Beiträge zu den Zuwachsraten verdeutlicht die sehr unterschiedlichen Ziel-Prognosen des Energiemixes für 2040 nur unzureichend. Deutliche Unterschiede gibt es bei der Einschätzung zur Entwicklung der Regenerativen Energien und zur Rolle der Kohle (Coal).

Der Beitrag der Regenerativen Energien zum Zuwachs des Energieverbrauchs ist bemerkenswert:

  • Der Zuwachs ist bei Regenerativen Energien sehr groß (mehrere hundert Prozent, BP nennt 400 % in 24 Jahren!)
  • Regenerative Energien decken nicht mehr als 40% des Zuwachses des Energieverbrauchs

Insgesamt liefern die Regenerativen Energien auch 2040 nur einen sehr begrenzten Anteil des globalen Energiebedarfs. Dies gilt für alle in der BP Studie betrachteten Szenarien:

BP Energy Outlook 2018 – Bandbreite der Szenarien, Booklet Seite 12, © BP p.l.c. 2018

Eine mögliche disruptive Änderung wird explizit und ausführlich behandelt: das Verbot des Verkaufs von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor (ICE: Internal Combustion Engines – Eingebauter Verbrennungsmotor) ab 2040. Gerade dieser Fall zeigt exemplarisch, wie schwierig es ist, Prognosen zu treffen. Denn in diesem als Extrembeispiel benannten Szenario wird zwar angenommen, dass der Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren bis 2040 komplett verboten wird – es wird jedoch nicht die Annahme getroffen, dass es auch weitere umfangreiche Verbote geben würde.

Im Pariser Klimaschutzabkommen ist das Ziel formuliert worden, die globale Erwärmung der Erde auf 2° Celsius zu begrenzen. Dies soll erreicht werden indem die Emission von Gasen, die vermutlich zur Erwärmung beitragen, reduziert wird. Dazu wurde basierend auf verschiedenen wissenschaftlichen Modellen ein „verbleibendes CO2-Budget“ berechnet. Die Annahme ist, dass trotz der Emission dieser CO2-Mange die Erwärmung die vereinbarten 2° Celsius nicht übersteigt.

BP geht davon aus, dass bei allen betrachteten Szenarien die prognostizierten CO2-Emissionseinsparungen nicht ausreichen, um das vereinbarte 2° Ziel zu erreichen. Vergleiche dazu die Aussage von Bob Dudley, BP Group chief executive, im Vorwort der Studie, die Grafik oben (Seite 12, sowie Seite 105 des Booklets zur Studie) und folgende Grafik. In dieser Grafik wird basierend auf dem vermutlich verbleibenden „CO2-Budget“ (600 Gigatonnen) gezeigt, wie hoch die Emissionen in den nächsten Jahrzehnten seien dürfen.

Verteilung des verbleibenden CO2-Budgets bis 2050

Wenn auf das energetisch absurde „Entnehmen von CO2 aus der Atmosphäre“ verzichtet wird, dann sollte die CO2-Emission 2040 auf maximal 3 Gigatonnen begrenzt sein. In den Szenarien von BP werden jedoch 18-38 Gigatonnen erwartet.

In 25 Jahren kann sich sehr viel ändern. Wenn wir jedoch annehmen, dass die Menschheit in diesen 25 Jahren nicht „ausschließlich für die Energiewende leben“ wird, dann ist es vermutlich vernünftig davon auszugehen, dass die vereinbarten Ziele nicht erreicht werden.